von Jan-Sebastian Möller
von Jan-Sebastian Möller

Messen, was messbar ist. Messbar machen, was nicht messbar ist.

Galileo Galilei

"Messen, was messbar ist. Messbar machen, was nicht messbar ist."
Das Motto von Galileo Galilei aus dem 16. und 17. Jh. hallt bis heute nach, wenn es darum geht die Wirklichkeit in Zahlen auszudrücken. Auch Unternehmen messen die verschiedensten Prozesse und Entwicklungen, um diese zu optimieren und effizienter zu gestalten. Doch was ist mit eher qualitativen Größen, den kreativen Ideen, Ansätzen und Neuentwicklungen? Lässt sich auch Innovation messen?

Strategische Erfolgsindikatoren mit Lenkungswirkung

Heute gilt als professionell, zielstrebig und erfolgsversprechend, wenn man die eigenen Arbeitsprozesse misst. Dafür zieht man die sogenannten Key Performance Indicators (KPIs) heran, im Deutschen auch schlicht als “Kennzahl” bezeichnet. Die Bezeichnung “indicator” oder die wörtliche Übersetzung “Indikator” kommt vom lateinischen indicare und bedeutet anzeigen.

Genau das meinen KPIs eigentlich, wenn man sie wirklich sinnvoll nutzen möchte: Sie sind Anzeichen oder Anhaltspunkte für gewisse Entwicklungen in der Zukunft. So verstanden sind KPIs nicht bloße Zahlen, sondern strategische Erfolgsindikatoren. Anhand von KPIs lassen sich Aktivitäten in die gewünschte Richtung lenken.

KPIs helfen bei der Verteilung von Budgets und dabei, diese Entscheidung im Nachgang auch zu rechtfertigen. Wichtig ist, dass Unternehmen KPIs immer auf ihre jeweilige Strategie individuell abstimmen. Nur so helfen Kennzahlen dabei, zu erkennen, wenn eine bestimmte Aktivität von der Strategie abweicht.

Die richtigen Rahmenbedingungen für sinnvolles Messen

Doch was sind eigentlich die grundsätzlichen Rahmenbedingungen, um mit KPIs sinnvoll messen zu können? Innovationsverantwortliche müssen sich hierzu zwei Fragen stellen:

  1. Welches Ziel oder welche Strategie soll mit den KPIs verfolgt werden? Denn KPIs, welche bei der Umsetzung einer Strategie oder dem Näherkommen an ein Ziel nicht unterstützen, sind auch nicht zielführend.
  2. Was sind die wichtigsten KPIs, auf die ich mich beschränken sollte? Einige wenige KPIs mit großer Aussagekraft bringen mehr als viele unterschiedliche Metriken. Der Fokus ist entscheidend.

Sobald Sie Ihre KPIs definiert haben, können Sie auch die personellen Ressourcen und die klaren Zuständigkeiten verteilen. Sie sollten feste Strukturen etablieren, um die Kennzahlen regelmäßig zu prüfen, zu dokumentieren, zu analysieren, zu kommunizieren und Maßnahmen vorzuschlagen.

Innovation messen: Fünf wichtige Kennzahlen für den Anfang

KPIs sind also kein Selbstzweck – auf die richtigen Kennzahlen kommt es an. Das gilt ganz besonders, wenn man Innovation messen will. Die goldene Regel lautet auch hier: Weniger ist mehr. Wir stellen Ihnen fünf wichtige Indikatoren vor, anhand derer sie von Anfang an für mehr Wirkung bei ihren Innovationsaktivtäten sorgen.

Whitepaper: Innovation ist messbar

Das TRENDONE Whitepaper "Innovation ist messbar" zeigt die 10 wichtigsten Kennzahlen im Trend- und Innovationsmanagement auf.


Innovationskennzahlen helfen Ihnen bei der Beurteilung Ihres Erfolgs, dienen als gutes Kommunikationsmittel und verdeutlichen den Stellenwert von Trends und Innovationen in Ihrem Unternehmen.

1. Relevanzrate: Wie gut trennen Sie das Signal vom Rauschen?

(Anzahl der relevanten Trends / Gesamtanzahl der Trends) x 100

Zu Beginn des Innovationsprozesses ist die Analyse und Bewertung von Trends unabdingbar. Schauen sie hierbei jedoch weniger auf die Gesamtanzahl aller Trends, die Sie identifiziert haben. Denn die Menge variiert je nach Betrachtungszeitraum, Branche oder Trendart stark. Filtern Sie stattdessen die für Ihr Unternehmen relevantesten Trends heraus.

Erzielen Sie eine Relevanzrate zwischen 10% und 25%. Unterhalb dieser Schwelle sind Sie bereits am Beginn des Innovationsprozesses zu eng unterwegs. Oberhalb laufen Sie Gefahr, den Fokus zu verlieren.

Greifen Sie zur Auswertung und Darstellung auf die Methodik des Trendradars zurück. Durch die Priorisierung in drei Bereiche Act, Prepare und Watch lassen sich die relevantesten Trends bestimmen.

2. Partizipationsgrad: Wie vermeiden Sie das “Not-Invented-Here-Syndrom”?

(Anzahl der miteinbezogenen Mitarbeiter:innen / Gesamtanzahl aller Mitarbeiter:innen) x 100

Involvieren Sie zum frühestmöglichen Zeitpunkt die passenden Stakeholder. Auch bei dieser Kennzahl gilt: Nicht die bloße Menge ist entscheidend, es kommt auf das richtige Verhältnis an.

Sorgen Sie je nach Unternehmensgröße für einen Partizipationswert zwischen 1% und 4%. Unterschreiten Sie die Schwelle, werden Sie mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen haben. Überschreiten Sie sie, werden Sie viel Zeit in Informations- und Abstimmungsprozessen investieren müssen.

Erstellen Sie eine Stakeholder-Analyse und identifizieren Sie die Schlüsselpersonen. Nutzen Sie zur Kommunikation mit den Stakeholdern ein etabliertes Online-Tool wie den Trendmanager.

3. Übertragungsquote: Wie erhöhen Sie die Anschlussfähigkeit von Trends?

(Anzahl transferierte Trends in nachfolgendem Prozessschritt im Zeitraum t / Anzahl aller identifizierten Trends im Zeitraum t) x 100

Je höher die Übertragungsquote, desto effektiver ist Ihr Trendmanagement. Trends sind kein Selbstzweck. Sie sollten Trends immer in die nächste Verwendungsstufe überführen, etwa in Innovationsfelder.

Nutzen Sie zur Visualisierung ein Ampelsystem mit Schwellwerten. Gelingt es Ihnen nicht, Trends innerhalb des festgelegten Zeitraums in einen Folgeschritt zu übertragen, sollten Sie deren Implikationen für Ihr Unternehmen analysieren. Daraus ergeben sich wertvolle Erkenntnisse, über welche Reife, Größe, Bedeutung und Ausrichtung ein Trend verfügen muss.

Legen Sie in der Aufbereitung von Trends einen Fokus auf die Implikationen. Welche Chancen und Risiken entstehen für Branche, Geschäftsbereich, Zielgruppe, Produkt oder eingesetzte Verfahren?

4. Innovationsgrad: Wie entwickeln Sie mehr disruptive Ideen?

Neuigkeitsgrad der Idee x Diffusionsgeschwindigkeit der Idee

Je höher der Innovationsgrad, desto größer das Disruptionspotential einer Idee. Diese Kennzahl ist für jene Unternehmen wichtig, die abseits des bestehenden Kerngeschäfts neue Märkte adressieren und erschaffen wollen.

Steigern Sie den Innovationsgrad von Ideen durch das systematische Vorschalten von Methoden wie Szenarien oder Innovationsfelder. Sie dienen als Leitplanken in der Ideenphase und sorgen von Beginn an dafür, dass Sie Ideen nur in den wirklich werthaltigen Bereichen entwickeln.

Möchten Sie den Anteil inkrementeller Ideen steigern, setzen Sie etablierte Verfahren wie das betriebliche Vorschlagswesen ein. Fachbereichen, die nah am Markt operieren, fällt es leichter, Ideen zu entwickeln, die eng am Kerngeschäft ausgerichtet sind.

5. Erfolgsquote: Wie schnell erzielen Sie Lernerfolge?

(Anzahl der erfolgreich durchgeführten Experimente in Zeitraum t / Summe aller Experimente im Zeitraum t) x 100

Im Unterschied zu den bisher aufgeführten KPIs kommt die Erfolgsquote erst später zum Einsatz, wenn es um das Verproben der im Vorfeld entwickelten Ideen und Konzepte geht. Sie bemisst sich an der Anzahl erfolgreicher Experimente. Je höher Ihre Erfolgsquote, desto erfolgreicher gewinnen Sie und Ihr Team hilfreiche Erkenntnisse.

Erfolgreiche Teams haben eine Erfolgsquote größer 60%. Dies wirkt sich positiv auf die Zufriedenheit der Mitarbeitenden aus. Halten Sie die Erkenntnisse in einem Online-Journal fest. So sind Sie in der Lage, Muster zu erkennen und wiederkehrende Erfolgsfaktoren zu benennen.

Schaffen Sie ein institutionalisiertes Umfeld für Experimente wie Lab-Formate. Hier können Sie Ideen und Konzepte durch einen festgelegten Rhythmus an Experimenten verproben.

Innovation messen: Weitere Kennzahlen zum Vertiefen

Kennzahlen helfen Ihnen bei der Beurteilung Ihres Innovationserfolges und dabei, Kontrolle über die Wirksamkeit Ihrer Maßnahmen zu haben. Unserer Whitepaper “Innovation ist messbar” enthält neben den oben aufgeführten KPIs weitere fünf der wichtigsten Kennzahlen für ein erfolgreiches Trend- und Innovationsmanagment:

  • Alignment-Index: Wie stark ist Ihr Innovationsmanagement mit allen
Abteilungen synchronisiert?
  • Ergebnisquote: Wie viele Innovationsprojekte schließen Sie
erfolgreich ab?
  • Entwicklungsgeschwindigkeit: Wie schnell bringen Sie Innovation in den Markt? 
  • Entwicklungskosten: Wie effizient setzen Sie Ihr Innovationsbudget ein? 
  • Innovationsrate: Wie hoch ist die Innovationskraft Ihres Unternehmens?

Nicht alle Kennzahlen eignen sich für jedes Unternehmen. Wählen Sie daher die relevantesten KPIs aus, mit denen Sie sinnvoll Innovation messen können und ergänzen Sie diese mit der Zeit, falls nötig.

Innovation messen bereits im Fuzzy Front End of Innovation

Wenn Sie Innovation messen möchten, sollten Sie Ihr Augenmerk bereits auf den Beginn des Innovationsprozesses richten. Im sogenannten “Fuzzy Front End of Innovation” haben Sie noch die Möglichkeit, sich zu orientieren: Wohin genau möchte ich eigentlich mit meiner Innovationstätigkeit vorstoßen? Vor dem klassischen Innovationsmanagement erkennen Sie im Rahmen des systematischen Trendmanagements relevante Veränderungen, die Ihnen wichtige Impulse für Ihre Innovationsarbeit geben.

Jedes Unternehmen, das sich mit Trends im Fuzzy Front End of Innovation auseinandersetzt, durchläuft mehrere Schritte mit unterschiedlichem Aufwand – je nach Größe des Unternehmens, den jeweiligen Innovationszielen und den beteiligten Stakeholdern.

Wählen Sie auf Ihre Innovationsstrategie abgestimmte KPIs für das Fuzzy Front End, um Ihre Innovationsaktivitäten schon von Anfang an in die richtigen Bahnen zu lenken. Auf diese Weise erzeugen Sie Wirkung im anschließenden Back End of Innovation, stärken also die Innovationsfähigkeit des Unternehmens und bestimmen letztlich, ob eine Innovation erfolgreich zur Marktreife gelangt.

Whitepaper: Innovation ist messbar

Das TRENDONE Whitepaper "Innovation ist messbar" zeigt die 10 wichtigsten Kennzahlen im Trend- und Innovationsmanagement auf.


Innovationskennzahlen helfen Ihnen bei der Beurteilung Ihres Erfolgs, dienen als gutes Kommunikationsmittel und verdeutlichen den Stellenwert von Trends und Innovationen in Ihrem Unternehmen.

Expert:in

Ist davon überzeugt, dass technologiegetriebene Innovation und ein stärkeres Bewusstsein für unsere Umwelt nicht im Widerspruch zueinander stehen, sondern sich wechselseitig ergänzen.

Jan-Sebastian Möller

newsletter

Über innovative Micro-Trends, informative Hintergrundstories, digitale Innovationstools
und kostenlose Webinare & Trend-Termine informieren wir Sie einmal im Monat per Newsletter

Weitere Artikel

>